Entstehung und Geschichte der Pausbäckchen

Erste Nachweise bärtiger Hühner in der Gegend um Ruhla lassen sich auf das Jahr 1793 datieren.

Das Städtchen Ruhla im Thüringer Wald gilt als Wiege mehrerer Thüringer Heimatrassen.

Die Entstehung der Thüringer Barthühner ist jedoch bis heute nicht vollends geklärt,

da nur wenige Informationen dazu bekannt sind.

Zusammenfassend existieren aber mindestens zwei Theorien.

Einerseits könnten die damals in Thüringen beliebten Paduaner eine Rolle bei der Erzüchtung der Barthühner gespielt haben, andererseits sollen böhmische Flüchtlinge bereits um den 30-jährigen Krieg bärtige Hühner mitgebracht haben, welche sich mit dem in Thüringen ansässigen Landschlag kreuzten.

Auch wenn einiges unklar ist, gilt es nahezu als sicher, dass eben jener vorhandene Landschlag, an der Entstehung der Pausbäckchen beteiligt war.

0,1 Thüringer Barthuhn silbergetupft um 1950, Quelle: Deutsche Geflügelzeitung Heft 1959 Nr. 21
0,1 Thüringer Barthuhn silbergetupft um 1950, Quelle: Deutsche Geflügelzeitung Heft 1959 Nr. 21

Diese sogenannten "Thüringer Otterköpfchen" standen wohl Pate für die heutigen Thüringer Barthühner, ehe sie selbst um 1900 von der Bildfläche verschwanden. Auf einer Ausstellung in Barchfeld 1894 wurden sie wohl letztmalig gesehen.

Schon 1907 wurde unter dem Vorsitz von Paul König der Sonderverein der Thüringer Barthühner gegründet,

welche sich währendessen großer Beliebtheit und Verbreitung erfreuten.

Das lag sowohl an Ihrer recht guten Legeleistung, als auch an ihrem tollen Aussehen mit dem ungeteilten Backenbart, welcher schon damals entzückte.

Dieser wurde der Rasse aber schon bald zum Verhängnis, denn in der Folgezeit wurde kaum noch Wert auf Wirtschaftlichkeit gelegt, nur das Aussehen interessierte die Züchter.

 

In den Kriegszeiten ließ die Futterknappheit die Thüringer Barthühner fast vergessen.

Nur wenige Züchter um Ruhla konnten sie unter großen Schwierigkeiten vor dem Abgrund bewahren.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Reste der einst vorhandenen elf Farbenschläge eingesammelt und zu einem Nutzhuhn im eigentlichen Sinne wiederhergestellt.

Die nachfolgende Teilung Deutschlands behinderte natürlich eine gemeinsame Weiterentwicklung des Huhnes,

trotzdem fanden die Mitglieder des Sondervereins im Westen und der Spezialzuchtgemeinschaft im Osten immer wieder Möglichkeiten sich auszutauschen und Blutauffrischungen vorzunehmen.

0,1 Thüringer Barthuhn um 1990, Quelle: Mitteldeutsche Hühnerrassen 1993
0,1 Thüringer Barthuhn um 1990, Quelle: Mitteldeutsche Hühnerrassen 1993

In beiden Landesteilen gab es folglich einen Aufschwung im Zuchtgeschehen der Thüringer Barthühner.

Auf der Nationalen Geflügelausstellung in Frankfurt im Jahre 1960 wurden immerhin 26 Barthühner gezeigt, während die Sonderschau in Erfurt 1961 knapp 40 Tiere zählte.

Der Zuchtstand konnte durch heimliche Zusammenarbeit, soweit möglich, weiter angeglichen werden.

1990, nach dem Fall der Mauer, konnte dies in Viernau zur Spezialausstellung der Thüringer Heimatrassen eindrucksvoll bewiesen werden. 220 Barthühner in allen bis dato neun anerkannten Farbenschlägen wurden gezeigt.

Im darauffolgenden Jahr fand dann nach dem Zusammenschluss des Sondervereins und der Spezialzuchtgemeinschaft die erste gemeinsame Hauptsonderschau mit ingesamt 387 Tieren in Arnstadt statt.